Militarisierung und Medienapparat

Der Angriff der Medien vom Oktober gegen die No Tav-Bewegung wurde mit der spektakulären Präsentierung des Maulwurfs, seiner Inbetriebnahme, und mit der Entsendung weiterer Besatzungstruppen orchestriert.
Kurz, ein einschüchterndes Muskelspiel, angesichts der andauernden Angriffe auf die Baustellen und der Standhaftigkeit der Bewegung. Das Geheule der Medienmeute lief auch über die Instrumentalisierung eines Absatzes unseres Textes gegen die Repression.

Alles andere als JournalistInnen; diese miesen Schreiberlinge, die für die Pressebüros der Polizeihauptquartiere und des Innenministeriums unter den Waffen stehen, manipulieren, fälschen, hetzen und kriminalisieren im Dienste des wahren Verbrechers, des Kapital.
Wie kann dieses, so nie dagewesene, Werk an Einschüchterungen und Aggressionen gegen eine Volksbewegung erklärt werden?
Wir wissen, nach so vielen Erfahrungen, dass die Fabrizierung der „öffentlichen Meinung“ zur Verschleierung und Rechtfertigung einer repressiven Kampagne fundamental ist. Umso mehr für eine Kampagne mit dem Ziel jene zu treffen, die ihre eigene Widerstandsaktion in dem Rahmen einer umfassenden Gesellschaftskritik für eine Perspektive der Umwandlung stellen. Mit seinen terrorisierenden Umtrieben möchte der Staat den sozialen Konflikt innerhalb von genau bestimmten Grenzen einschliessen. Und Grenzen, die in dieser Phase der Krise und der autoritären Involution immer enger werden.
Die wachsende Unglaubwürdigkeit der Parteien und Institutionen und die soziale Wut machen aus den Bewegungen TrägerInnen der Klassenanliegen, eine Gefahr, die es einzudämmen gilt indem ihre potentielle Entwicklung entschärft wird. Die Obsession, dass sie sich möglicherweise in revolutionärem Sinn entwickeln könnten, erklärt den repressiven und medialen Angriff.

Im Rahmen dieser Logik sehen wir die Zensurmassnahme – tatsächlich eine regelrechte Blockade-Beschlagnahme-, die uns nach unserem Beitrag auferlegt wurde. Ein Beitrag, der, wie andere vor ihm, als Beitrag zur Debatte steht, und, in der Form von Reflektionen – kritische und selbstkritische – für die Auseinandersetzung und für die Vertiefung von Fragen, die allzu oft in den Gemeinplätzen von als selbstverständlich angenommen Positionen steckenbleiben. Während es, im Gegenteil, Fragen sind, die wir in Betracht ziehen, anerkennen und angehen müssen, mit ihrem ganzen problematischen und kritischen Charakter.
Worunter eben die Frage hervor sticht, wie man sich der Repression im Verhältnis zur Entwicklung der Kämpfe, der Widerstandsbewegungen und .... der Horizonte des sozialen Krieges gegenüberstellen muss. Was genau der Punkt, der skandalöse Grund ist: nämlich nur auch schon die Heraufbeschwörung solcher Horizonte durch Militante, die (mit allen Grenzen) die Tendenz zum revolutionären Kampf vertreten. Ist ja zur Genüge bekannt, dass für die Macht die Möglichkeit ein Albtraum ist, dass man von der schlichten Ebene des Widerstandes, des „NEIN“ sagens, von der Opposition gegen alle ihre Gemeinheiten auf eine Ebene der revolutionären Entschlossenheit übergehen könnte. Bzw. Zu kämpfen beginnen könnte um die soziale Unterdrückung und die Gründe der laufenden Katastrophe an ihren Wurzeln zu lösen, bzw. Kämpfen um das System niederzuschlagen und konkrete Transformationsmöglichkeiten zu eröffnen.
Und so erhellt sich die ganze Bedeutung (jenseits des genannten instrumentalen Aspektes) der Zugabe an Repression gegen uns, weswegen sie alles tun um uns zum Schweigen zu bringen: man fürchtet nur schon eine Dialektik, die sich ab und zu und aus

der Distanz abspielt; umso mehr (vielleicht) wenn sie mit der Absicht geführt wird aus einem Dialog und auf eine Auseinandersetzung einzugehen. Gerade weil man sehr wohl um das latente Potential in der Klasse weiss.

Und wir, wenn auch im bescheidenen Bewusstsein zu was, schon lange, die revolutionären Kräfte reduziert sind (und, im Gegenteil, in der Überzeugung, dass man auch dem Rechnung tragen muss, und in seinem wahren Ausmass), denken eben, dass eine Methode der Herangehensweise und der Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Ausdrücken der Klasse nützlich und richtig ist. Die historisch von den politisch-militärischen Verläufen anghäufte Kraft ist nicht ehern, und auch nicht nur wegen ihrer kohärenten Präsenz in den Knästen lebendig. Die Niederlagen, so vorübergehend sie auch sind, haben zwischen den Hochphasen des Ausdruckes der revolutionären Tendenz, und den darauf folgenden zerbrechlichen Erfahrungen im Kontext eines sehr fragmentierten sozialen Gefüges, tiefe Gräben geschaffen. Auch darum ist eine lebendige und offene Haltung zur Reaktivierung der Kommunikation und Interaktion zwischen den Ausdrücken der Klasse vonnöten.
Und so müssen, andererseits, die Szenen der Bewegung von unseren Beiträgen weder peinlich berührt sein noch diese fürchten: wir gehören, als Arbeitende und Militante, seit etwa40 Jahren zur Bewegung; und haben uns bis zur Militanz auf der Ebene der bewaffneten Organisation voll und ganz eingebracht. Die Tatsache der Anerkennung der Zugehörigkeit der bewaffneten revolutionären Tendenzen zur Klassenbewegung, wenn auch in der Selbstverständlichen Differenz und dialektischen Kritik, gehört zum geschichtlichen Erbe und zu jenem der Identität. Der soziale Befreiungskampf hat oft zum Einsatz von Gewalt gegriffen, und sei es nur um gegen die Gewalt der Herrschaft Widerstand zu leisten und umsich die auch simpelsten Rechte zu erobern.

Handkehrum heisst sich der terroristischen Erpressung der Macht zu ergeben - „man muss friedlich sein“ (sic) – ihr gegenüber Angst und Unterordnung, unter ihre Lügenmärchen, unter ihre Geschichtsfälschung. Heisst präventiver Verzicht darauf fortzuschreiten, indem man sich die Achtung der Legalität der Unterdrücker, bzw. Die Legalität des Verbrechens, selbstauferlegt.
Heisst, sich der Bedingung als Manövriermasse der „Demokratie“ des Betrugs, des An- und Verkaufs,nämlich der bürgerlichen „Demokratie“ gerade dann resignierend zu ergeben, wenn das System sein gewalttätiges und despotisches Wesen immer deutlicher hervorkehrt.

Oft hört man, heute von verbreiteter Wut und Entrüstung angesichts der globalen Verrottung des Systems, aber auch vom Ohnmachtsgefühl. Man spürt das Ungenügen der Kampf- und Widerstandsbewegungen, die auch wenn sie sich entwickeln, sicher entwickelt werden müssen. Unsere Suche ist genau dort angesiedelt: wie fortschreiten? Was aufbauen und was zerstören? Wie kann man eine Kraft (in allen Hinsichten) zum wachsen bringen, eine fähige Kraft, die ihren eigenen Zielen der sozialen Befreiung angemessen ist? Wie schaffen wir es einen revolutionären Prozess wiederzueröffnen
und zu entwickeln?

Wir denken, dass wir alle zu lernen haben,voneinander,und jeden Beitrag annehmen sollen, der zu dieser Entwicklung beiträgt. So muss auch unser Text - „Klassenkämpfe und -zusammensetzung 2012“ - verstanden werden, der, auch der, verschiedenes Unbill der Klassenbedingungen zu bestehen hat und damit auch eine monatelange Verspätung.


Wir fassen also die Zensur, und weitere Akte der Repression, als Teil des Inneren Kriegs auf, der von der Macht geführt wird. Denn nun sollte wohl klar sein, dass man sich in diesem Horizont bewegt: esist höchste Zeit aufzuhören, sich vom Pazifismus bezirzen zu lassen, wenn er von einem System gepredigt wird, das tagtäglich Gewalt ausübt, gegen die unterdrückten und ausgebeuteten Klassen, und in der Welt!

Somit schliessen wir wie wir mit dem unter Anklage gestellten Text begonnen haben:

Gegen die Repression – neue Entschlossenheit!



Sisi Vincenzi
Davanzo Alfredo
Militante für die PCP-M                       

November 2013
Knast Siano (CZ),Italien